05.06.2007
Ein Waschtag mit Oma
Als ich ein Kind war, wohnten wir in der Lohstraße im Hause der Großeltern, sie unten, wir oben. „Ulle“, sagte einmal Oma zu mir: „Ich habe große Wäsche, möchtest du mitkommen zur Wachsbleiche? Da kannst du schön auf der Wiese spielen.“ Sie hatte den Bollerwagen mit der schmutzigen Wäsche vollgepackt und legte noch ihre Holzschuhe, eine große Schürze, Wurzelbürste, Waschpulver und ein Stück Kernseife obendrauf. Ich sah auch, dass sie Topfkuchen mit Rosinen und eine Flasche Regina in den Korb tat. Mutter rief uns noch hinterher: „Dass das Kind nur nicht ins Wasser fällt!“
Der Weg zur Wachsbleiche war nicht weit. Unterwegs erzählte mir Oma: „In der Hase wohnt die Wassermuhme. Sie hat einen langen Stab mit einem Haken dran. Wenn die Kinder zu nahe ans Ufer gehen, zieht sie sie damit ins Wasser.“ – So etwas hatte ich noch nie gehört und wollte wissen: „Wie sieht sie denn aus?“ „Sie ist grün von oben bis unten, die Haare sind grün, das Gesicht, die Hände, das Kleid, alles. Man sieht sie nicht, weil sie sich im Schilf versteckt. Hat sie ein Kind gefangen, gibt sie es nicht wieder her. Also, bleib da schön weg!“ ...
Frau Ursula Terwißen ist die Autorin dieser kleinen Geschichte. Sie lebt in Osnabrück.
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